Sonntag, 1. Mai 2011

Erlebnisbericht zum ersten Mai

Im Leben eines jeden Mannes kommt einmal der Punkt,  an dem er sich fragt, ob dieses vertraute Leben; diese heimelige Routine und das geborgene Einerlei des Alltags wirklich Alles ist. Man fühlt eine abstrakte Leere, einen formlosen Schemen, bestehend aus nichts als Vakuum, der im eigenen Dasein hockt und einen permanent von hinten einspeichelt, ohne dass man es merkt. Es ist diese Unausgeglichenheit, dieses fehlende Bröckelchen wasauchimmer im Mosaik des Lebens, das einen früher oder später in diese beklemmende Enge treibt.
Eingepfercht in Aussichtslosigkeit kristallisiert sich bald eine Erkenntnis: Es ist als wäre sie in den Urinstinkten des Homo Sapiens eingestanzt wie der Spießrutenlauf der frisch geschlüpften Schildkröten ins Meer oder der Nestbautrieb, der Bienen dazu veranlasst aus ihren Körpersäften ansehnliche Waben zu bauen. Wie vom Universum persönlich eingeflüstert, dämmert dem verlorenen Kind, was seinem Leben bisher fehlte. Und gleichsam mit der Frage, wie er es ohne dieses Jenes überhaupt so weit schaffen konnte, wird ihm rattenscharf bewusst, dass er es braucht. Und zwar zackig.
Es ist seit jeher ein tief verankertes Grundbedürfnis wie Jagen, Essen und scheissen, so wie Kleopatra in Milch zu baden. Leider hat sich der moderne Mensch in seinem zwiebelförmigen Abscheiden von der Schablone seiner Ursprünglichkeit unkenntlich weit von sich selbst entfernt, dass den Meisten dieses grundlegende Bedürfnis bestenfalls als faltterhafte Ahnung innewohnt. So ist es heute so undenkbar sich in einem heissen Bad mit dem göttlichen Kuhsaft zu räkeln wie als Erwachsener nackt in einer öffentlichen Parkanlage zu baden. Das dürfen nur Kinder.
Wie also? Was? Und hö?
kommt die Erkenntnis, kommt sie heftig.
Ich war guter Sinne, es war ein Tag wie es ein Dienstag oder Sonntag oder gar ein Tanz in den Mai oder Sankt Nimmerleinstag hätte sein können. Nichts besonderes stand an, als:
dröhnende, donnernde Stille, deren krachendes Echo mir noch jetzt in den Synapsen wummert.
Ich hatte die Eingebung und - ich glaube nicht an höhere Mächte – wusste keinen Fotz lang woher sie kam. Ich wusste aber, dass es sein muss wie es ist.
Scharf umrissen wie nichts anderes, der Trieb des Menschen, die ganze Existenz auf dieses Ziel geeicht. Das perfekte Spiel der Elemente, Ensemble der Physik, der Tanzball der Atome wog sich im Takt diesen Bestrebens:
Ich brauchte was zum baden und zwar irgendwas mit Schoko. Badeessenz, Salz, Zusatz, Lotion, fernab jeder Begrifflichkeit, einfach Schoko.Die cremige Wallung würde mir gut tun. Es würde dem fürstlichen Ritual der arabischen Königin Ehre erweisen und mir in seiner schokoladenhaftigkeit ein gutes Etwas sein.
Alles wird diffuser und sowas von weicher. Alles wird zu einem pulsierenden Nebel in einer Plastiktüte.
„... irgendwas blabla um Wannenverfärbungen zu vermeiden.“ Das schaffte Skepsis, aber schon der kreideartige, breite Geruch beim Öffnen verwedelte jeden Zweifel und wog mich in Sinnlichkeit. Überraschend weiss stäubte das dicke Puder aus der floral designten Verpackung und plackte in Form bitterer Schlieren ins Wasser. Lilafarbende Adern pulsten im einlaufenden Badewasser. Waren das die berüchtigten Wannenverfärbungen? Gottlob, heilige scheisse, eidenei, wer sollte das wissen? Und wer WOLLTE das wissen?
Pochende Hitze umwallte mich, siedende Pressen schälten meine Haut hoch bis zu den Hoden, der Bauchnabel ein Magmadingens, hui. die Feuersbrunst des Todes, Glut, Laser und mehr. Der Geruch schwächte ab, der Ton des Wassers wurde schlackefarben und blass. Wie Blumentopfwasser. Viel mehr kann ich nicht sagen, weil meine Nase den Geruch adaptierte, der Rest meines Sinnesaperrats von dem Schweiß vereinnahmt wurde, der mir aus allen Poren sprudelte und ich damit beschäftig war, das hier zu schreiben. Aber, oh Kleopatra, Ich schwitzte wirklich stark.

1 Kommentar:

  1. Prinz aller Prinzen, du bist genial und jede Zelle in mir, singt JA,JA,JA :)
    Schoko baden ist schmackofasius.

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